Green Tech: Wie funktioniert „Design to Nachhaltigkeit“?

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Jahrzehntelang folgte die Produktentwicklung dem Prinzip "Design to Cost", das mit dem Ziel möglichst geringer Entwicklungskosten verbunden ist. Die Abkehr davon fällt den meisten Unternehmen schwer. Weil Verbraucher und Gesetzgeber aber zunehmend nachhaltige Produkte fordern, muss nun ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, der sowohl Kosten- als auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt.

Einer, der es versteht, "Design to Cost" mit dem neuen Prinzip "Design to Nachhaltigkeit" zu verbinden – oder letzteres sogar als neuen Standard zu etablieren.

Dazu muss von Anfang an die traditionelle Betrachtung von Kosten und Funktionalität erweitert und das Thema Nachhaltigkeit bewusst in den gesamten Entwicklungsprozess integriert werden. Erreicht werden kann dies durch ein ganzheitliches Denken, klare Nachhaltigkeitsziele, Fachwissen über nachhaltige Materialien und Prozesse, systematische Analyse und Bewertung sowie die Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern.

Erfolgsentscheidend ist dabei die Definition klarer und messbarer Nachhaltigkeitsziele. Diese sollten sich auf umweltbezogene Faktoren wie Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Emissionsreduzierung und Abfallminimierung konzentrieren, aber auch soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit berücksichtigen.

Ebenso wichtig ist fundiertes Wissen im Unternehmen über nachhaltige Materialien und Prozesse. Dies umfasst das Verständnis von Recyclingfähigkeit, Biokompatibilität, erneuerbaren Materialien und Verfahren zur Energieeinsparung. Fehlt dafür intern das Knowhow, können für das Projekt auch Experten für Nachhaltigkeit oder Umweltmanagement an Bord geholt werden. Und auch der Austausch mit Kunden, Lieferanten und Forschungseinrichtungen kann wertvollen Input bringen.

5 Methoden: Systems Engineering als Umsetzungshelfer
Grundsätzlich muss klar sein: das Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit muss in allen Phasen der Produktentwicklung da sein – und bei den beteiligten Stakeholdern erst einmal geschaffen werden. Denn diese sind gefordert, bisherige Best-Practices bei der Produktgestaltung neu zu überdenken und an Nachhaltigkeitskriterien und -anforderungen neu auszurichten.

Gesetzte Konzepte müssen neu gedacht werden. Und es muss frühzeitig eine konsequente Abwägung zwischen Nachhaltigkeit, Kosten und Funktionalität erfolgen. Sprich: die Anpassung bestehender und die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle ist die Voraussetzung dafür, die Herstellung nachhaltiger Produkte rentabel zu machen.

Was bedeutet all das konkret? Wie kann das Thema in der Praxis angegangen werden? Best-Practices des Systems Engineering sind nach wie vor gut geeignet, um auch diese Fragestellungen systematisch zu lösen, an – ein Methodenkoffer bestehend aus bewährten Vorgehensweisen und Prinzipien, die bei der Entwicklung komplexer Systeme Anwendung finden und auch bei der von nachhaltigen Produkten funktionieren. Dazu zählen

  1. Ganzheitlicher Ansatz: Systematische Betrachtung des gesamten Lebenszyklus des Produkts einschließlich seiner Wechselwirkungen mit der Umwelt – immer unter der Prämisse, negative Umweltauswirkungen zu minimieren.
  2. Anforderungsmanagement: Stellt sicher, dass Nachhaltigkeitsaspekte in den Entwicklungsprozess einfließen – durch messbare Nachhaltigkeitsziele, die während des gesamten Entwicklungsprozesses überwacht werden.
  3. Systemmodellierung und Simulation: Zeigen die Auswirkungen von Designentscheidungen auf die Nachhaltigkeitsleistung des geplanten Produkts.
  4. Lebenszyklusanalyse (LCA): Hilft bei der Bewertung von Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. Unter anderem durch Datensammlung und -analyse, die als Basis für Managemententscheidungen dienen.
  5. Berücksichtigung von Normen und Standards: Zertifizierungen wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) oder "Cradle to Cradle" (C2C) decken bestimmte Nachhaltigkeitsaspekte von selbst ab und können bei der Entwicklung nachhaltiger Produkte als Richtlinien dienen.

Nimmt man das Beispiel des Cradle to Cradle®-Designprinzips – ein Ansatz, der die sichere und potenziell unendliche Nutzung von Materialien und Nährstoffen in Kreisläufen vorsieht – so ist man mit dessen Umsetzung bereits auf einem guten Weg.

Bewusstsein für Nachhaltigkeit in allen Phasen der Produktentwicklung,

Fazit: Der Weg zu nachhaltigeren Produkten erfordert ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit in allen Phasen der Produktentwicklung - auch in der Welt industrieller Produkte und Systeme.

Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit in allen Phasen der Produktentwicklung, eine Abwägung zwischen Nachhaltigkeit, Kosten und Funktionalität, eine Anpassung von Geschäftsmodellen und die Verwendung von Methoden und Tools, die den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. Nur so kann Nachhaltigkeit als Chance zur Differenzierung und zur Erweiterung des Geschäftes genutzt werden.

Wer jetzt damit startet, kann sich einen großen Vorsprung sichern: So ergab eine aktuelle Studie**, dass derzeit nur vier von zehn deutschen Unternehmen bereits Nachhaltigkeitsziele verabschiedet haben, deren Erreichung mit konkreten Kennzahlen gemessen werden soll. Das wundert, denn immerhin versprechen sich 90 Prozent der Befragten davon Wettbewerbsvorteile - zum Beispiel durch einen effizienteren Ressourceneinsatz und eine optimierte Auslastung.

**PAC Studie „IT & Sustainability – Reifegradindex 2023“
https://www.lufthansa-industry-solutions.com/de-de/studien/pac-it-sustainability-reifegradindex-2023?gad=1&gclid=CjwKCAjwsvujBhAXEiwA_UXnACS4sLiwrN3Xhbers0wczBVwv4E6meqHVBQt5CKT7g8U9a33nze61xoCuKQQAvD_BwE

 

Hier geht es zum ersten Teil unseres Beitrags:
>> Green Tech entwickeln: Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit    

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